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Türkei: Kein Schutz für christliche Rückkehrer

Evangeliar von 1227 in den Händen des syrisch-orthodoxen Erzbischofs Timotheos. Bild: bethnahri.de 

Frankfurt am Main – Tur Abdin (6. September 2006) – Anlässlich der Einsegnungsfeier mit aus Europa in den türkischen Tur Abdin zurückgekehrten christlichen Familien appelliert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) an die Türkei und die EU, die von Anschlägen und Menschenrechtsverletzungen betroffene Existenz der assyro-aramäischen Christen im Tur Abdin (Südost-Türkei) zu sichern.

Am 1. September segnete Erzbischof Samuel Aktas vom Kloster Mar Gabriel nach einem Gottesdienst in der noch zerstörten Marienkirche die bereits bewohnten Neubau-Häuser im Dorf Kafro im Tur Abdin (Südost-Türkei). Bis Ende September wird die 11. Rückkehrer-Familie in dem seit Mitte der 90er Jahre leer stehenden Ort erwartet. Aus Sicherheitsgründen fand nur eine gemeindeinterne Eröffnungsfeier statt.

Mit Zirkular vom 12. Juni 2001 hatte der damalige türkische Ministerpräsident Bülen Ecevit den Christen, die in den Jahrzehnten zuvor unter Verfolgungsdruck zu zehntausenden ausgewandert waren, eine Rückkehrgarantie mit den dazugehörigen „legalen und verfassungsmäßigen Rechten“ gegeben.

Im Tur Abdin kam es am 30. August 2006 zu einem Granaten-Anschlag auf das Haus eines aus Deutschland zu Besuch weilenden assyro-aramäischen Bürgerrechtlers. An gleicher Stelle hatten 20 Kurden am 27. August drei Christen verprügelt und verletzt. Am 1. Juni ereignete sich ein nächtlicher Überfall auf einen christlichen Einwohner Midyats, am 9. August explodierte eine Bombe im Tur-Abdiner Dorf Charabale, in dem nur Christen wohnen. Ein mit Sprengstoff beladener Esel war in das Dorf getrieben worden. Allerdings ist es möglich, dass eine türkische Militärstation am Siedlungsrand das Ziel war. Verletzt wurde niemand, so die IGFM. Immer wieder konfisziert der Staat im Tur Abdin den Assyroaramäern gehörendes Wald- und Weideland sowie in mehreren Fällen ganze Friedhöfe. Das seit 1997 vom Gouverneur in Mardin (Tur Abdin) verhängte offizielle Aramäisch-Unterrichtsverbot in den Klöstern des Tur Abdin wurde bisher nicht aufgehoben und Briefe syrisch-orthodoxer Bischöfe an die türkische Regierung erhielten seit über zehn Jahren keine Antwort.

Die IGFM appelliert an den EU-Kandidaten Türkei, die Menschenrechte und die Religionsfreiheit der kleinen christlichen Minderheit des Landes nach EU-Standards zu gewährleisten. Hierzu gehört Rechtssicherheit und die Öffnung der seit 1970/71 geschlossenen Priesterseminare der griechisch-orthodoxen und armenischen Christen. Dies sei fast ein Jahr nach den Anfang Oktober 2005 begonnenen EU-Beitrittsverhandlungen überfällig, so die IGFM. Dies müsse auch, so die IGFM, bei der Debatte über den Türkeibericht Ende September im Europa-Parlament ausreichend berücksichtigt werden.

Druckbare Version Lage der Christen unverändert schlimm Türkei: Zehn Jahre Lehrverbot für Aramäisch