Christen in Ägypten leiden

Mit ihren Steuergeldern werden Moscheen gebaut. Doch mit ihrem eigenen Geld dürfen sie keine Kirche errichten. Dies ist nur eine von vielen Ungerechtigkeiten, welche die Christen in Ägypten erleben.
Eigentlich müsste Ägypten eine tief verwurzelte, christliche Tradition haben: Jesus war im Land der Pharaonen im Exil, Mose war ein Prinz von Ägypten und in der Bibel wird prophezeit, dass der Nilstaat eines Tages gemeinsam mit Israel und Syrien Gott anbeten wird. Ja, Ägypten hat christliche Wurzeln: Die Kopten machen heute rund 15 Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus. Sie blicken zurück auf ein goldenes Zeitalter und eine tiefe Tradition. In den letzten 50 Jahren ist aber das Bedrängen der Christen der schmerzliche Trend.


Kirchen pflegen verboten!
Den Kopten ist es untersagt, ihre Kirchen zu renovieren. Dies nimmt manchmal sogar sehr abenteuerliche Formen an. So berichtet Dr. Paul Marshall vom Freedom House USA: «Bei einer Kirche ging das Metall, bei dem man den Dreck von den Schuhen streift, kaputt.» Logisch, dass man diese ersetzt. Eigentlich. Nicht aber für die ägyptische Polizei: «Sie kam dazwischen und erklärte, dass man dies nicht tun dürfe. Dieses Ersetzen galt bereits als Kirchenrenovierung!»
Bedenklich stimmt, was Exil-Kopte Adly Abadir Youssef sagt: «Staatliche Gelder werden zum Moscheenbau verwendet also auch das Geld der koptischen Steuerzahler. Wenn aber die Kopten mit ihrem eigenen Geld eine Kirche bauen wollen, geht das nicht!»

Ethnische Säuberung in Ägypten
Die Liste der Schikanen, welche die Kopten zu ertragen haben, ist lang. Sie beginnt damit, dass muslimische Studenten ihren koptischen Kollegen die Hand nicht geben und endet mit der Ermordung unliebsamer Christen. Youssef spricht von koptisch-ethnischer Säuberung in den Orten Awlad Nigm, Dawoud und Ezbet Al-Aqbat.Im übrigen Ägypten leiden Christen unter Pöbeleien der Zivilbevölkerung oder unter dem Staat, der nicht nur beide Augen zudrückt, sondern an der Diskriminierung regen Anteil nimmt. Im Gegensatz zu Muslimen erhalten die Kopten keine Stipendien für Auslandstudien. Oder Muslime können die Zeit des Wehrdienstes kürzen, um Koranstudien zu betreiben. Kopten bleibt ein solches Vorrecht zwecks Bibelstudium verwehrt. Geht es um Arbeitsplätze, werden Muslime meist bevorzugt.


Ägyptens Parlament schaut weg
Bereits 1972 wurde die miserable Situation dokumentiert. Dr. El-Oteify legte dem ägyptischen Parlament einen Bericht vor, der Übergriffe auf in Ägypten lebende Kopten beschrieb. Der Bericht beinhaltete Vorschläge zur Verbesserung der Lebensumstände der äygptischen Kopten. Der Bericht freilich landete in einer jener Schubladen, die nicht sonderlich oft geöffnet werden. In der Presse werden die Kopten ebenfalls übergangen, sagt Michael Meunier, Präsident der amerikanischen Kopten. «Die staatlichen Zeitungen und Fernsehen werden zu 15 Prozent von den Kopten finanziert.» Den Christen bleibe aber wenig: «Im Fernsehen gibt es an Ostern und Weihnachten etwa zwei Stunden.»
Morde und Massaker werden verniedlicht
Zu den schlimmsten Ereignissen in der jüngeren, koptischen Geschichte gehörte das Massaker an 22 Kopten im Dorf Al-Kosheh. Zudem wurden Häuser niedergebrannt, über 135 Geschäfte geplündert und anschliessend ebenfalls niedergebrannt. Dies spielte sich nicht im finsteren Mittelalter ab, sondern heute, im dritten Jahrtausend! Präsident Mubarak spielte diese Gräueltaten ebenso herunter wie das Gericht, die Polizei und die Zeitungen. Hinzu kommen Morde in diversen Dörfern und Städten sowie Übergriffe auf koptische Geistliche und christliche Bürger. Protestaktionen wagen die 12,5 Millionen Kopten, die in Ägypten leben, nicht. Sie würden unter die Räder kommen. Doch die Exilkopten haben sich nun zusammengetan um weltweit auf die Menschenrechtsverletzungen in ihrer Heimat aufmerksam zu machen.


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