F ü r t h (idea) – Aramäisch, die Muttersprache Jesu, wird bis heute unter orthodoxen Christen des vorderen Orients gesprochen. Flüchtlinge aus dem Irak bringen diese Sprache jetzt nach Europa, schreibt Rudolf Grulich im Homiletisch-liturgischen Korrespondenzblatt (Fürth bei Nürnberg).
Seit dem fünften Jahrhundert vor Christus habe sich im vorderen Orient das sogenannte Reichs-Aramäisch durchgesetzt. In dieser Sprache habe Jesus seine Reden gehalten und seine Jünger das Vaterunser gelehrt. Danach hat sich die Sprache laut Grulich folgendermaßen entwickelt: In den meisten christlichen Gemeinden, die nach Pfingsten in Israel und im gesamten vorderen Orient entstanden, wurde aramäisch gesprochen. Die ganze Bibel wurde in diese Sprache übersetzt, die auch zur offiziellen Gottesdienstsprache der jungen Kirche wurde. Große Kirchenlehrer schrieben ihre Werke auf aramäisch. Nach der islamischen Eroberung des vorderen Orients setzte sich allmählich das Arabische durch. Aramäisch blieb aber unter den syrisch-orthodoxen Christen lebendig, die im Libanon, in Syrien, im Irak und in der Türkei bis heute leben, auch wenn viele von ihnen nach Europa und in die USA geflohen sind. Selbst in Südindien ist in den orthodoxen Kirchen das Aramäische bekannt. Syrisch-orthodoxe Christen gehören fünf verschiedenen orthodoxen Kirchen an; einige von ihnen sind römisch-katholisch bzw. protestantisch geworden. In Deutschland gibt es 45 syrisch-orthodoxe Gemeinden mit fast 50.000 Mitgliedern. Weltweit wird ihre Zahl auf bis zu 15 Millionen geschätzt.
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Prof. Dr. Rudolf Grulich.
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