B a g d a d (idea) – Im Irak schwindet nicht nur die christliche Minderheit wegen der Flucht vor Verfolgung - die Zahl der Juden hat sich noch viel stärker dezimiert. In der Hauptstadt Bagdad bringen sie nicht einmal die für einen öffentlichen Gottesdienst erforderliche Zahl von zehn Männern auf, berichtet die Zeitung New York Times.
Nach ihren Angaben leben die wenigen Juden aufgrund der jahrzehntelangen Verfolgung, bereits unter dem Diktator Saddam Hussein, in ständiger Furcht. Sie wollen ihre Identität nicht preisgeben. Ihre Religionszugehörigkeit sei in ihren Ausweisen vermerkt, die Irakis an jedem Kontrollpunkt vorzeigen müssen. Die Synagoge Meir Tweig wurde 2003 geschlossen, als es für Juden zu gefährlich wurde, sich öffentlich zu versammeln. Jetzt treffen sich die Juden, die meist der Mittelschicht angehören, in Privathäusern zum Gebet. Ihr Leiter will nur „Salehs Enkel“ genannt werden, da selbst der Name seines Vaters eine Identifikation zu sehr erleichtern würde. Salehs Enkel ist auf den Schutz befreundeter Nachbarn angewiesen, so die New York Times. Er hält gelegentlich Telefonkontakt mit Familienmitgliedern im Ausland. Auswandern will er nicht, weil er dann das Haus seiner Eltern aufgeben müsste, für das sich bislang kein Käufer gefunden habe. Vor rund einem halben Jahrhundert gab es der Zeitung zufolge noch rund 130.000 Juden im Irak, der Wiege des Judentums. Aus dem Gebiet kam der Bibel zufolge der Stammvater Abraham, in Ninive predigte der Prophet Jona, und vor über 2.500 Jahren deportierte König Nebukadnezar Juden aus Jerusalem in die babylonische Gefangenschaft.
Staatspräsident: Unterstützung für Christen Von den 26,7 Millionen Einwohnern Iraks sind 95 Prozent Muslime. Auch die Christen haben eine jahrhundertealte Tradition in dem Land. Etwa 800.000 lebten dort am Ende der Ära des Diktators Saddam Hussein (1937-2006). Ihre Situation hat sich nach dem zweiten Irak-Krieg vor fünf Jahren dramatisch verschärft. Zehntausende haben angesichts massiver Anfeindungen im Norden oder in Nachbarstaaten wie Syrien und Jordanien Zuflucht gesucht. Die Kirchen in Deutschland bemühen sich, die Bundesregierung und die Europäische Union (EU) dafür zu gewinnen, Flüchtlingen Aufenthaltsrecht zu gewähren. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte Mitte April angekündigt, dass Deutschland vorübergehend verfolgte Christen aus dem Irak aufnehmen werde, die EU lehnte jedoch eine Sonderbehandlung dieser Verfolgten ab. Der irakische Staatspräsident Jalal Talabani hat Anfang Juni in einem Gespräch mit Vertretern der Kirchen betont, dass Christen wie alle Staatsbürger ein Recht auf Unterstützung durch den Staat hätten, berichtet der Adventistische Pressedienst.
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